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Das neue Projekt
„Boden gut machen“ – Pflanzenkohlekompost für den Garten

Ziel des Projekts "Boden gut machen" ist es, das Verfahren zur Herstellung von Pflanzenkohle und die Anwendung von Pflanzenkohle im Garten, insbesondere für die Kompostierung, in Seminaren zu vermitteln. Der Bundesverband der Deutschen Schreberjugend hat das Konzept erarbeitet und den Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner e. V. als regionalen Kooperationspartner mit ins Boot geholt. Im Jahr 2022 ist geplant, ein oder vielleicht auch zwei Veranstaltungen zu diesem Thema im Lehr- und Lerngarten des Landesverbands anzubieten.
In diesen Seminaren wird Pflanzenkohle hergestellt und deren optimale Kompostierung dargelegt. Weiter soll das Schließen von Kreislaufsystemen im Garten erklärt werden, z.B. Gehölzwachstum, Gehölzschnitt und Verwertung des Schnittguts an Ort und Stelle. Erklärt wird auch, wie der Boden durch das Einbringen des Pflanzenkohlekomposts in seiner Qualität und Vitalität deutlich verbessert wird.
Pflanzenkohle wird in den vergangenen Jahren immer wieder in Verbindung mit „Terra Preta“ genannt. Dieser Begriff bezeichnet einen Oberbodentyp aus Amazonien (Südamerika). Vor wenigen Jahren wurden diese Böden erstmals entdeckt und anschließend rekonstruiert, wie diese entstanden sind. Die dort siedelnden Ureinwohner haben vermutlich über Jahrhunderte organischen Abfall (z.B. Mist) auf die Äcker aufgebracht mit der regionalen Besonderheit, diese organischen Abfälle vorher mit Holzkohle zu mischen und zu kompostieren. Dass diese Böden heute, nachdem ihre Bewirtschaftung vor mehr als 500 Jahren eingestellt wurde, immer noch vorhanden sind, zeigt ihre besondere, dauerhafte ökologische Stabilität. Sie ist im Wesentlichen auf die besonderen Eigenschaften der Pflanzenkohle zurückzuführen.
Weitere Informationen im Internet unter www.deutsche-schreberjugend.de/pflanzenkohle-terra-preta.

Der Start des Projekts - Ausprobieren schafft Wissen

Anfang November 2021 lieferte ein Paketdienst einen großen Karton mit viel glänzendem Stahl darin an die Geschäftsstelle des Landesverbands. Der Kon-Tiki 100 war da, unser neuer Pyrolyseofen. Kon-Tiki-Öfen gibt es von verschiedenen Herstellern und in verschiedenen Ausführungen, mal rund, mal vier- oder achteckig. Allen Pyrolyse-Öfen gemeinsam ist die Methode, mit der die Verbrennung erfolgt. Das Holz wird erhitzt, dabei entweicht sogenanntes Holzgas, das dann verbrennt. Ein großer Teil des zuvor im Holz gebundenen Kohlenstoffs bleibt als Holzkohle zurück. Neu bei dem Aufbau der Kon-Tiki-Öfen ist die konische Form der Brennkammer, die eine optimale und nahezu rauchfreie Holzgasentstehung und -verbrennung begünstigt.

Nachdem der Ofen zusammengebaut war, konnten wir am 2. Dezember loslegen. In der Landesschule trafen sich einige Interessierte, um von Tomas Kilousek, dem Projektleiter der Deutschen Schreberjugend aus Berlin, eine erste Einführung in die Pflanzenkohleherstellung zu bekommen. Der Ofen sollte natürlich ausprobiert werden und möglichst schon einige Pflanzenkohle für die Kompostierung im Lehr- und Lerngarten produziert werden.

Das Ausgangsmaterial muss keineswegs nur Holz sein. Gesammeltes, zerkleinertes Schnittgut von Gehölzen ist optimal, aber auch das Schnittgut von Rutensträuchern (z.B. Himbeeren) und auch Stauden kann gesammelt werde. Es sollte möglichst vorher einige Zeit trocken gelagert werden. Wenn die Pyrolyse erst einmal läuft, kann auch frischer Gehölzschnitt verwendet werden.
Zu berichten ist, dass der Ofen sehr gut funktioniert hat. In zirka eineinhalb Stunden Brennzeit haben wir 20 Liter Pflanzenkohle produziert. Diese Kohle wurde nach dem Ablöschen mit Wasser klein gestoßen. Im Gegensatz zu der bekannten Grill-Holzkohle ist sie erstaunlich leicht zu zerkleinern. Wenn alles gut funktioniert hat, kann man die Kohle in der Hand zerbröseln.

Was geschieht nun mit der Pflanzenkohle?

Beim Aufsetzen von Kompostmieten kann auf zehn Teile Grünabfallvolumen ein Teil Pflanzenkohle zugegeben werden. Weniger ist aber auch schon hilfreich. Ziel dieser Kompostierung ist eine langsame Vererdung des Grünabfalls. Dieser Vorgang wird im Wesentlichen von größeren Bodenlebewesen wie Springschwänzen, Asseln und Regenwürmern, aber letztendlich durch das gesamte Mikrobenleben (Bakterien, Pilze usw.) ausgeführt. Durch die Fraßtätigkeit dieser Lebewesen und die damit verbundene Bioturbation (Vermischung) entstehen komplexe Verbindungen zwischen Huminstoffen (Dauerhumus), Nährstoffen und kleinen Bodenteilchen wie Ton, aber eben auch mit der Pflanzenkohle. Das braucht selbstverständlich etwas Zeit. Mit der Entstehung solcher Komplexe wird anhaltend eine nachweislich höhere Bodenfruchtbarkeit hergestellt. Nicht zuletzt wird durch dieses Verfahren Kohlenstoff langfristig im Boden gespeichert, ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

Es geht noch mehr!

Ein weiteres Ziel soll es künftig sein, auch die entstehende Wärme bei der Pflanzenkohle-Herstellung zu nutzen. Die verschiedenen Hersteller haben diese weitere Nutzung vorausschauend bedacht und liefern Aufsätze oder Anbauten, an denen ein Rost gehängt werden kann.
Eine Idee ist, die entstehende Hitze zur Dämpfung von reifem Kompost zu nutzen, um „sterile“ Aussaaterde herzustellen. Noch besser wäre es, gleichzeitig mit der Pflanzenkohleherstellung, eine Gartensuppe mit Herbstgemüse (Kartoffeln, Möhren, Lauch, Steckrüben, Zwiebeln u.v.m.) zu kochen, die am Ende eines Gemeinschaftsarbeitseinsatzes zusammen gegessen wird. Und als Abschlussgeschenk kann jeder seinen Anteil an der Pflanzenkohle in den eigenen Garten mitnehmen.
Weiterhin viel Freude im Garten!

Text und Bilder: Stephan Grote