Obstbaumpflege: Tipps für den Grünschnitt im Sommer
Fachberater Stephan Grote zeigt, wie junge Triebe im Sommer fachgerecht eingekürzt werden.
©Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner
Wenn die Tage lang und die Triebe grün sind, ist genau der richtige Zeitpunkt, um Obstbäume im Garten gezielt zu pflegen. Es geht dabei nicht nur ums Schneiden, sondern ums Verstehen: Wie reagiert der Baum auf Eingriffe? Was braucht er wirklich? Und wie lassen sich Triebe, Austriebe und Fruchtansätze so lenken, dass der Garten im nächsten Jahr reicher trägt?
In diesem Video zeigt unser Fachberater Stephan Grote im Lehr- und Lerngarten des Landesverbandes, wie mit wenigen, aber durchdachten Handgriffen die Gesundheit und Ertragskraft von Apfel, Birne & Co. gestärkt werden kann. Und für die Ohren gibt es ein stimmgewaltiges Froschkonzert aus dem angrenzenden Teich.
Grünschnitt bei Obstbäumen
Juniriss: Triebe konsequent ausbrechen
Fachberater Stephan Grote demonstriert den Juniriss: Ein senkrechter Trieb wird per Hand ausgerissen, statt geschnitten.
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Ein Schwerpunkt liegt auf dem sogenannten Juniriss, bei dem junge, senkrecht wachsende Triebe, oft als „Wasserreiser“ bekannt, per Hand ausgerissen werden. Stephan Grote erklärt: „Ich nenne sie lieber Kronenersatztriebe, weil sie zeigen, dass der Baum versucht, sich neu aufzubauen und genau das wollen wir vermeiden.“ Das Ausreißen per Hand verhindert, dass an der Stelle neue Knospen entstehen, der Bereich bleibt dauerhaft ruhig. Die beste Zeit dafür ist Ende Juni, wenn das Triebwachstum nachlässt.
Juniriss: Austriebe an der Unterlage frühzeitig entfernen
Fachberater Stephan Grote entfernt mit der Schere einen Austrieb aus der Unterlage, möglichst tief und nahe an der Wurzel.
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Ein weiterer wichtiger Arbeitsschritt betrifft die Austriebe an der Unterlage, also unterhalb der Veredelungsstelle. Diese Stockausschläge entziehen dem Baum Kraft und sollten regelmäßig entfernt werden, möglichst tief und nah an der Wurzel. „Wenn sie etwas tiefer sitzen, lohnt es sich, kurz die Erde freizulegen, damit man wirklich tief ansetzen kann. Reißen bringt da oft nichts, da ist die Schere gefragt“, so Grote. Besonders bei jungen Bäumen sollten diese Triebe nicht übersehen werden, denn sie behindern den Aufbau einer gesunden Krone von Anfang an.
Sommerschnitt: Triebe kürzen für mehr Fruchtholz
Beim Sommerschnitt werden die diesjährigen Triebe auf etwa die Hälfte oder ein Drittel eingekürzt. Diese Maßnahme ist vor allem für Gärtnerinnen und Gärtner interessant, die mit wenigen Obstbäumen einen guten Ertrag erzielen wollen. „Man nimmt den Trieb und schneidet über einem Blatt ab. Genau dort sollten neue Kurztriebe mit Blütenknospen entstehen“, erklärt Grote. Je waagerechter ein Ast dabei wächst, desto eher bildet er Blütenknospen, ein kleiner Eingriff mit großer Wirkung.
Einfache Tricks aus der Fachberatung
Zwischen den Schnittarbeiten streut der Fachberater auch praktische Gartentipps ein:
Neue Triebe können durch das Anbinden oder Beschweren mit einem kleinen Beutel in die Waagerechte gebracht werden. So lässt sich der Blütenansatz zusätzlich fördern, ganz ohne Schnitt.
Mit einem beschwerten Beutel in die Waagerechte gebracht: So wird der Trieb ohne Schnitt zur Blütenbildung angeregt.
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Wer unter Obstbäumen Kapuzinerkresse pflanzt, kann damit Blattläuse gezielt ablenken. Die Kresse wirkt wie eine Opferpflanze, hier sammeln sich die Läuse, während der Baum oben verschont bleibt. Eine einfache Maßnahme mit doppeltem Nutzen: Sie ist schön anzusehen und nützlich zugleich.
Kapuzinerkresse unter dem Obstbaum: hübsch anzusehen und ein natürlicher Lockstoff für Blattläuse.
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Froschkonzert inklusive
Ganz nebenbei wurde das Video von einem Froschkonzert aus dem nahegelegenen Teich begleitet. Die stimmgewaltigen Bewohner des Lehr- und Lerngartens ließen sich am Drehtag nicht abhalten, Natur pur! Wer nicht nur zuschauen, sondern auch selbst mal durchs Grün streifen möchte, kann unseren Garten gerne besuchen und sich vor Ort praktische Anregungen für den eigenen Kleingarten holen.
Froschkonzert am Teich: die tierischen Gartenbewohner sorgen für die akustische Untermalung im Lehr- und Lerngarten.
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