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Gemüseanbau für Herbst und Winter

Ein volles Gemüsebeet im November. Verschiedene Salate und Endivien sind erntereif.
© Heidi Lorey

Im Kleingarten ist die Erntezeit in vollem Gange: Erbsen, Frühkartoffeln und Salate sind reif, die Beete leeren sich. Wer jetzt die Samentüten in die Hand nimmt, kann frisches Gemüse bis in den Dezember hinein (und darüber hinaus) genießen.

Nachkulturen nutzen
Jetzt beginnt die Zeit der Nachkulturen, mit denen das Gemüsestück im Kleingarten ein zweites oder sogar drittes Mal bestellt wird. Mit der richtigen Auswahl der Gemüsearten und -sorten und dem gut gewählten Aussaattermin ernten wir bis Dezember und darüber hinaus frisches Gemüse aus dem Garten. Statt Gründüngungspflanzen sät man Salat, Spinat und Radieschen, die in der Küche nutzbar sind.

Wintergemüse-Anbau vorbereiten

Ein geeignetes Gemüsebeet liegt so, dass die tiefer stehende Wintersonne es noch erreicht und nicht durch Mauern oder Bäume beschattet wird. Die Tage werden im Herbst schnell kürzer, so wird jeder Sonnenstrahl ausgenutzt. Da die Beete schon eine Kultur getragen haben, wird eine Gabe von 2 bis 3 l/m² Kompost eingeharkt, um die folgenden Pflanzen mit Nährstoffen zu versorgen. Verzichtet man im Anbau auf Kohlgemüse und sät nur Schwachzehrer wie Radieschen oder Salat aus, kann man auf eine Nachdüngung verzichten.

Die Wasserversorgung der Kulturen macht meist keine Sorgen mehr. Ab September setzte in den letzten Jahren wieder Regen ein. Oft ist der Befall mit Schädlingen bei den späten Kulturen auch geringer, die meisten Schädlinge haben ihren Vermehrungskreislauf schon abgeschlossen. Die unbeliebten Mitesser werden sich aber sicher anpassen. Dagegen gibt es Hilfsmittel wie die bewährten engmaschigen Gemüseschutznetze oder Vliese.

Radieschen gehen immer: im Herbst die Samen mit etwas größeren Abständen aussäen, damit alle Pflanzen
genügend Licht bekommen.
© Heidi Lorey

Große Gemüseauswahl

Die Auswahl an geeignetem Gemüse für den Herbst- und Winteranbau im Kleingarten ist groß.
Es eignen sich außer Feldsalat und Grünkohl mehr Gemüsearten, als man denkt:

Gemüseart

Aussaat/Pflanzung

Frosthärte

Geeignet zum Lagern

Chinakohl

M7-A9

x

ja

Endiviensalat

6-7

x


Erbsen

8-E9

xx


Feldsalat

A8-

xxx


Grünkohl

A6

xxx


Herbstrübchen

A8-E8

x

ja

Pak Choi

7-8

x


Möhren, Frühsorten

E7-A8

xx

ja, späte Sorten 

Pastinaken

5-6

xxx


Salat

E7-A9

x - xxx


Spinat

8-M9

xx


Radieschen

A8-A9

x


Winterportulak

A9-A10

xxx


Winterporree

A5-E6

xxx

ja

Winterrettich

A8-A9

xx

ja

Schnelle Blattgemüse

Feldsalat zählt zu den beliebtesten Winterkulturen, seine Winterhärte ist bekannt. Für eine Ernte im Herbst sollte er Anfang August ausgesät werden. Spätere Aussaaten bis Anfang September keimen noch, die Rosetten sind aber erst im Frühling groß genug für die Ernte. Mit mehreren Aussaatterminen lässt sich die Ernte staffeln. Die Aussaat kann in Reihen oder breitwürfig wie bei einer Gründüngung erfolgen.

Im Herbst geernteter Spinat schmeckt intensiver als der im Frühjahr geerntete. Entweder sät man die Samen im August aus und erntet im Spätherbst, oder man sät bis Mitte Oktober. Diese Pflanzen überwintern mit zwei bis vier Laubblättern und bieten eine sehr frühe Ernte im Frühjahr. Der Spinatanbau im Herbst hat keine Probleme mit dem Schossen der Pflanzen, was in einem warmen Frühjahr schnell passiert. Das preiswerte Spinatsaatgut eignet sich auch als Gründüngung – nicht geerntete Pflanzen werden im Frühjahr in den Boden eingearbeitet.

Mit 4–8 Blättern hat Salat die richtige Größe, um zu überwintern. Nach dem Winter liefern die Pflanzen aus dem Freilandbeet eine frühe Salaternte im April.
© Heidi Lorey

Unsere Salatsorten lieben kühle Temperaturen und ausreichend Bodenfeuchtigkeit. Hitze und lange Tage führen zum Schossen der Pflanzen, diese Probleme hat man beim herbstlichen Anbau nicht mehr. Damit beim Herbstanbau durch das Umpflanzen keine Wachstumsverzögerung auftritt, sät man die Samen direkt ins Beet. Salatsamen benötigen Licht für die Keimung, daher die Samen in der Saatrinne nur mit dem Harkenrücken andrücken. Kopfsalat-Sorten möglichst dünn aussäen oder besser Pflücksalat-Sorten auswählen. Damit erzielt man eine blattweise Salaternte, die sich von einer Aussaat bis Dezember erstreckt. Sogenannte „Wintersalate“ werden im Oktober ausgesät und überwintern als junge Pflanze mit 4–6 Blättern. Im Frühjahr wachsen die eingewurzelten Pflanzen schnell heran und ergeben im April eine erste Ernte. Als Sorten für den Winteranbau eignen sich ‚Humil‘, ‚Wintermarie‘, ‚Nansens Nordpool‘ und
‚Merveille des quatre saisons‘. Bei Temperaturen unter –8 Grad sollte man die Pflanzen mit Reisig oder einem Vlies abdecken.

Eine Schicht aus Schnee isoliert und schützt die Pflanzen, Kahlfrost mit kaltem Wind macht den Pflanzenmehr zu schaffen.
© Heidi Lorey

Winterendivien haben für ihr Wachstum geringere Temperaturansprüche als Salat, ihre Frostempfindlichkeit ist aber höher. Blätter und Herz der Pflanzen erfrieren schon ab –3 Grad. Um im August zu pflanzen, wird Endiviensamen schon im Juli in Aussaatkisten oder im Frühbeet ausgesät. Die Jungpflanzen kommen im August ins Beet. Die breitblättrigen Escariol-Typen zeigen sich weniger empfindlich gegen Winternässe und -kälte als die feinblättrigen Frisée-Typen.

Die kleinen schwarzen Samen von Winterportulak oder Postelein keimen erst bei Temperaturen unter 12 Grad. Portulak bildet schnell eine Blattrosette mit langgestielten, fleischigen Blättern. Die Blattrosetten treiben mehrmals wieder aus, wenn bei der Ernte nicht zu tief geschnitten wird.

Kohl

Vielseitiger Kohl

Die Arten der Kohlgemüse zählen zu unseren wichtigsten Wintergemüsesorten. Als Hauptkultur mit langer Wachstumszeit belegen sie die Beete fast die ganze Saison. Wir müssen schon ab April die Aussaat und Vorkultur planen, um die Jungpflanzen ab Ende Mai, spätestens Anfang Juli, an Ort und Stelle zu setzen. Die Winterhärte der Kohlsorten ist nicht gleich gut. Grünkohl, Rosenkohl und Wirsing besitzen eine höhere Winterhärte als Rotkohl und Weißkohl. Die Kopfkohlsorten überwintern meist nicht auf dem Beet, sondern werden eingelagert. In einem kühlen Schuppen oder Kellerraum bleibt ihre Qualität besser erhalten. Grünkohl und Rosenkohl können auf dem Beet überwintern. Grünkohl als Blattkohl schmeckt besonders zart, wenn man im Herbst junge Pflanzen mit 30–40 cm Höhe erntet. Wenn Beete ab September frei bleiben, kann man Grünkohl flächig aussäen und ihn als essbare Gründüngung einsetzen.

Der Toskanische Palmkohl ist wie Grünkohl sehr winterhart.
© Heidi Lorey




Neuer Kohl

Chinakohl und Pak Choi gehören zu den sehr schnell wachsenden Gemüsekulturen. Beide eignen sich für den Herbstanbau, sie benötigen aber eine warme Voranzucht bei 18–20 Grad. Chinakohl benötigt etwa drei Monate bis zur Kopfbildung, aber der Kopf muss ja nicht so groß sein wie aus dem Supermarkt. Die Blattrosetten von Pak Choi entwickeln sich zügig und sind nach etwa 50 Tagen erntereif. Ein Radieschen schafft es kaum schneller. Pak Choi kann in jedem Wachstumsstadium, auch als Mini-Rosette, geerntet werden. Die breiten Blattstiele und saftigen grünen Blätter eignen sich für Pfannengerichte und Aufläufe, sie schmecken saftig-nussig, ohne scharfe Senföle oder strengen Kohlgeschmack. Frosthart sind beide nicht. Sie tolerieren Temperaturen um null bis –1 Grad und werden zum Frischverzehr im Herbst genutzt.

Pak Choi wächst sehr schnell und ist eine dankbare Nachkultur.
© Heidi Lorey



Winter-Wurzelgemüse

Wurzelgemüse benötigen ebenfalls lange Wochen für ihre Entwicklung. Späte Möhren, Schwarzwurzeln, Pastinaken belegen als Hauptkulturen das Beet von Mai bis Oktober. Gesät wird zwischen März und Mai, das sollte man früh genug einplanen. Die Keimung dauert zwischen 14 und 21 Tagen. Erst im Sommer setzt starkes Blattwachstum ein, dann beginnen auch die Wurzeln an Umfang zuzunehmen. Schwarzwurzeln und Pastinaken sind ab Oktober ausgewachsen und können nach Bedarf geerntet werden. Bei Möhren gibt es durch Früh- und Spätsorten eine größere Differenzierung. Ihre Wachstumszeit von der Aussaat bis zur Ernte liegt zwischen 90 und 150 Tagen. So greift man im Herbst zu den schnellwüchsigen Möhrensorten ‚Gonsenheimer Treib‘ oder der kurzen Sorte ‚Chantenay‘. Die Lagersorten benötigen 150–160 Tage bis zur Rübenernte. Im Spätherbst sollten die Möhren bei drohendem Bodenfrost geerntet und entweder in einer Erdmiete oder in Kisten mit sandiger Erde eingelagert werden. Dort sind sie auch vor Wühlmäusen über Winter sicher aufgehoben.

Bei Möhren nutzt man für die späte Aussaat frühe Möhrensorten, die nur eine Wachstumszeit von etwa 90 Tagen haben. 

© Heidi Lorey

Hülsenfrüchte

Eine Aussaat von Erbsen im August bildet zwar keine Blüten und Hülsen mehr, aber sie produzieren viel Blattmasse. Die jungen Erbsentriebe werden abgeschnitten und dienen als Zugabe zu gemischten Salaten oder Pfannengemüse. Sie haben ein feines Erbsenaroma. Wer im Frühjahr zeitig Erbsenhülsen ernten möchte, nutzt Sorten von „Wintererbsen“, z. B. die Sorte ‚Frida Welten‘. Sie überwintern am besten, wenn sie 10–15 cm hoch sind. Zum Schutz harkt man Laub und Reisig um die Pflanzen. Diese Wintererbsen erbringen eine sehr frühe Erbsenernte.

Herbstrübchen sind in Vergessenheit geraten. Sie schmecken milder als Rettiche.
© Heidi Lorey

Die Sortenfrage

Wenn im Herbst jeder Tag für das Wachstum zählt, ist die Sortenwahl entscheidend für den Kulturerfolg. Bei einigen Gemüsearten wird zwischen Früh- und Spätsorten unterschieden. Frühe Sorten wachsen schnell, sie haben von der Aussaat bis zur Ernte eine kurze Entwicklungszeit. Sie eignen sich wegen der kurzen Entwicklungszeit nicht nur für die Frühjahrssaat, sondern auch für die Aussaat im Spätsommer mit Ernte im Herbst und Winter. Späte Sorten haben eine lange Wachstumsdauer, ihre Erträge sind meist höher. Späte Sorten, wie bei Kohlsorten, werden ausgereift geerntet und lassen sich gut einlagern. Frühe Sorten eignen sich nicht zum Lagern.

Mit seiner dicken Rübenwurzel überwintert Mangold ohne Probleme. Im Frühjahr treibt er frische Blätter, bis die Blütenstiele erscheinen. © Heidi Lorey
  • Frühe Sorten: schnelles Wachstum, kurze Entwicklungszeit, Frischverzehr
  • Späte Sorten: langsames Wachstum, lange Entwicklungszeit, einlagern

Manche Sorte trägt die Eignung für den Winteranbau schon im Namen, so wie der Winterendivien, Winterpostelein, der für den Winteranbau geeignete Porree ‚Blaugrüner Winter‘ oder ‚Marner Lagerweiß‘ als lagerfähiger Weißkohl.

Winterhärte ist relativ

Der kraue Endivien wächst in den kühlen Herbsttemperaturen, er verträgt aber nur wenige Grade Frost. Die Pflanzen erst ernten, wenn sie um die Mittagszeit aufgetaut sind. © Heidi Lorey

Der Garten wird für das Wintergemüse zum Frischelager, ganz ohne Energieverbrauch. Leider sind in keiner Literatur zuverlässige Angaben zur Winterhärte der Gemüse zu finden. Absolute Werte in Frostgraden kann man nicht angeben, da die Frosthärte nicht nur vom Stand des Thermometers abhängt, sondern auch vom kleinräumigen Klima im Kleingarten, von der Wasser- und Nährstoffversorgung der Pflanze und wie beschrieben von der Sorte. Am besten, man experimentiert im eigenen Garten und macht selbst Erfahrungen, jedes Jahr verläuft anders. Warum nicht mal die Dicken Bohnen im November aussäen wie in Italien?

Weitere Infos:

Autorin:

Heidi Lorey