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Gärtnerische Erden und Substrate ohne Torf

© FluxFactory - istockphoto

Erden? Substrate? Was ist das und gibt es das auch ohne Torf? Wie geht Gärtnern ohne Torf?
Diesen Fragen gehen wir nach und stellen fest, dass Kleingärtner und Kleingärtnerinnen selbstverständlich auch ohne den klimaschädlichen Torf auskommen. Nachhaltiges Denken und Handeln sowie Kreislauf- und Kompostwirtschaft machen es möglich.

Erden und Substrate: eine Definition aus gärtnerischer Sicht

In den üblichen Nachschlagewerken und in der Fachliteratur eröffnet sich unter den Begriffen „Erde“ und „Substrat“ eine Fülle von Bedeutungen. Nachfolgend steht hier immer die gärtnerische Sichtweise im Fokus der Betrachtungen.

Was „Erde“ im Garten bedeutet

Um die Begriffe „Erde“ und „Substrat“ zu definieren und zu beschreiben, ist es naheliegend, zunächst beim „Boden“ anzufangen, der von uns Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern nicht selten mit „Erde“ gleichgesetzt wird. Im Lehrbuch der Bodenkunde von Scheffer/Schachtschabel wird der Boden als Teil der obersten Erdkruste beschrieben, der nach unten durch festes oder lockeres Gestein und nach oben durch die Vegetationsdecke oder die Atmosphäre begrenzt wird. Er besteht aus Mineralien unterschiedlicher Art und Größe sowie aus organischen Stoffen (Humus).

Die Bodenqualität lässt sich schon in der Hand erkennen: Struktur, Körnung und organische Bestandteile zeigen, wie vielfältig Erde aufgebaut ist.
© Sakorn Sukkasemsakorn - istockphoto

Ein Boden wird vom Ausgangsgestein geprägt und unterliegt diversen bodenbildenden Prozessen. Klima, Wasser, Vegetation, verschiedene Organismen und andere Einflüsse sorgen zum Beispiel dafür, dass sich in den oberen Bodenschichten häufig streuähnliche, erdige Bodenhorizonte entwickeln, die nach unten hin immer gesteinsähnlicher werden.

Folglich kann man den Begriff „Erde“ aus gärtnerischer Sicht als ein natürliches, organisch-mineralisches Medium bezeichnen, das sich aus unterschiedlichen Bodenarten, Mineralien, Mikroorganismen und organischen Stoffen bzw. Humus zusammensetzt. Erde verfügt in der Regel über eine mehr oder weniger komplexe Struktur sowie über eine gewisse Wasserhaltekapazität und Nährstoffaustauschfähigkeit und zeichnet sich darüber hinaus durch biologische Aktivitäten aus. Struktur, Nährstoffgehalt und Fruchtbarkeit, pH-Wert, Bodenleben und Wasserversorgung bestimmen die Qualität der gärtnerisch genutzten Erde. Der Begriff umfasst sowohl gewachsene und durch Bodentypen gekennzeichnete Böden bzw. Gartenböden als auch lockere Erdgemische.

Was genau ist ein Substrat?

Das Wort Substrat ist lateinischen Ursprungs und bedeutet zunächst einmal „untere Schicht“ bzw. „Unterlage“. Aus gärtnerischer Sicht steht „Substrat“ jedoch für Nährböden aller Art, einschließlich des gewachsenen und durch Bodentypen gekennzeichneten Erdbodens. Im Gartenbau, speziell in der Pflanzenkultur, spricht man meist von Kultursubstrat. Diese gärtnerischen Kultursubstrate, landläufig auch als „Erde“, „Gartenerde“ oder „Blumenerde“ bezeichnet, werden meist aus verschiedenen Erden (s. o.) oder Erdgemischen und durch Beimischung von Hilfserden und Zuschlagsstoffen industriell hergestellt und in den Handel gebracht bzw. im eigenen Garten selbst gemischt.

Unter dem Sammelbegriff Substrat vereinen sich aber auch erdelose Substrate bis hin zu flüssigen Nährlösungen. Das heißt: Jedes Medium, in dem Pflanzen wurzeln und kultiviert werden können, wird als Substrat bezeichnet – egal ob organischen oder mineralischen Ursprungs.

Die industriell entwickelte Substratzusammensetzung ist häufig sehr unterschiedlich und vielfältig, was uns Kleingärtnerinnen und Kleingärtner immer mal wieder vor Probleme stellt. Die zahlreichen Firmen, die diverse gärtnerische Kultursubstrate anbieten, erleichtern mit ihren zum Teil recht fantasievollen und bedeutungsschwangeren Produktnamen nicht immer den Einstieg in die Materie und schon gar nicht die Qual der Wahl. Ein Blick auf die Zutatenliste kann da schon hilfreich sein.

Kultursubstrate ohne Torf

Kompost, Holzfasern und andere organische Materialien bilden die Grundlage vieler Kultursubstrate, ob gekauft oder selbst gemischt.
© nixoncreative - istockphoto

Für die gärtnerischen, erdehaltigen Substrate werden meist Gemische verwendet. Dabei wird die Haupterde mit Hilfserden und Zuschlagstoffen angereichert. In der Vergangenheit bestanden die gärtnerischen Kultursubstrate überwiegend aus dem Rohstoff Torf, gegebenenfalls vermengt mit Kompost, Holzfasern, Rinden, Kokosmaterial oder anorganischen Stoffen wie Sand oder Blähton, ergänzt um Kalk und andere Düngemittel – jeweils in unterschiedlicher Zusammensetzung.

Die Verwendung von Torf gilt aufgrund der massiven CO₂-Emissionen inzwischen jedoch als äußerst klimaschädlich. Durch den Torfabbau gehen in großem Maß CO₂-Senken und bedeutende Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten unwiederbringlich verloren. Es ist ein politisches Ziel Deutschlands, die Torfnutzung massiv zu reduzieren – und wir Kleingärtnerinnen und Kleingärtner müssen und können hier mit gutem Beispiel vorangehen und komplett auf die Verwendung von Torf verzichten.

Indem wir gezielt torffreie oder zumindest torfreduzierte Substrate einkaufen oder unsere eigenen Substrate mit torffreien Zutaten selbst zusammenstellen bzw. den eigenen Gartenboden mit Kompost- oder Lauberde anstelle von Torf aufpeppen, leisten wir einen wertvollen Beitrag zum Natur- und Klimaschutz. Alternativen zur Verwendung torfhaltiger Substrate sind vorhanden, und in einem Garten mit funktionierender Kreislaufwirtschaft lässt sich sogar auf den Zukauf von Substraten verzichten.

Torffreie Substratkomponenten

Torffreie Haupterden

Die Haupterde stellt mengenmäßig den Hauptanteil des Substratgemisches dar. Als torffreie Haupterde eignen sich der eigene Gartenboden oder die sogenannten Praxiserden wie Komposterde, Lauberde oder Rasenerde sowie ein Gemisch aus Garten- und Praxiserden. In gekauften Substraten werden laut Industrieverband Garten e. V. neben Grünkompost auch Holzfaserstoffe, Kokosprodukte, Rindenhumus und Pinienrinde sowie andere mineralische und organische Ausgangsstoffe in größeren Mengen verwendet.

Torffreie Hilfserden und Zuschlagstoffe

Hilfserden und Zuschlagstoffe werden der Haupterde in kleineren Mengen beigemischt, wobei die Zuschlagstoffe meist nur in geringen Mengen Verwendung finden. Hilfserden sind beispielsweise Mist- oder Nadelerden. Häufiger verwendete Zuschlagstoffe sind Beimischungen von Sand, Lehm, Ton/Blähton, Ziegelsplitt, Perlite, Algenkalk, Urgesteinsmehl usw.

Diese Zuschlagstoffe – oftmals auch Bodenhilfsmittel genannt – bewirken häufig eine physikalische Bodenverbesserung oder sorgen für eine verbesserte Versorgung mit Nährstoffen.

Tipps, die das Gärtnern erleichtern

Grundsätzlich können torffreie und torfreduzierte Erden und Substrate in Bezug auf ihre Zusammensetzung und Qualität recht unterschiedlich sein. Die alternativ verwendeten Rohstoffe (Komposterden, Holzfaserstoffe etc.) wirken sich verschieden auf die Nährstoff- und Salzgehalte, die Wasserspeicherfähigkeit und die Substratstabilität aus. Die Gütegemeinschaft Substrate für Pflanzen e. V. (GGS) hat wertvolle Hinweise und Empfehlungen zum gärtnerischen Umgang mit torffreien bzw. torfreduzierten Substraten erarbeitet und in einem Flyer veröffentlicht.


(https://erden-substrate.info/wp-content/uploads/2024/04/Flyer_Tipps_Endverbraucher_ggs_A4_2024_03-lange-Version.pdf)

Praktische Empfehlungen: Wasser, Nährstoffe und Lagerung

Torffreie Substrate verändern sich mit der Zeit: Eine lockere Struktur erleichtert das Wassermanagement und zeigt, wie wichtig regelmäßiges Gießen und eine gute Nährstoffversorgung sind.
© piyaset - istockphoto

Die Hinweise und Empfehlungen, die sich im Wesentlichen auf die Pflanzenkultur in Gefäßen beziehen, lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Auf eine ausreichende Wasserversorgung und regelmäßiges Gießen ist unbedingt zu achten, da torffreie Substrate pro Gießvorgang weniger Wasser speichern können als torfbasierte Erden. Zudem trocknet die Oberfläche torffreier Substrate schneller aus als die tieferen Schichten, was die Kontrolle der Wasserversorgung erschwert.
  • Je nach Ausgangsstoff neigen die Substrate zu unterschiedlichen Nährstoffgehalten. Kompostbeimischungen enthalten relativ viel Phosphor und Kalium, während Mischungen mit einem großen Holzfaseranteil zur Bindung von Stickstoff neigen, was durch rechtzeitige und regelmäßige Gaben von stickstoffreichem Langzeitdünger ausgeglichen werden muss.
  • In Substraten verwendete Holzfasern sacken mit der Zeit zusammen, was in Blumentöpfen zu einer deutlich sichtbaren Verringerung der Füllhöhe führt. Durch eine hohe Füllhöhe und eine gute Verdichtung beim Topfen der Pflanzen kann man dieser Entwicklung etwas entgegenwirken.
  • Da sich die Substrateigenschaften mit der Zeit verändern können, sollte das torffreie Substrat nach dem Kauf möglichst kurzfristig verwendet werden. Um die Veränderungsprozesse zu verlangsamen, ist zudem eine kühle, trockene, gut verschlossene und dunkle Lagerung von Vorteil.
  • Der hohe und leicht abbaubare organische Anteil torffreier Erden begünstigt insbesondere bei Zimmerpflanzen die Besiedlung mit Trauermücken. Zur Vorbeugung ist es hilfreich, dauerfeuchte Blumenerde zu vermeiden und ein oberflächliches Austrocknen zuzulassen. Darüber hinaus macht eine etwa zwei Zentimeter dicke Schicht aus Sand oder Tongranulat auf der Erdoberfläche die Töpfe für Trauermücken weniger attraktiv.
  • Beimischungen von eigenem Garten- oder Laubkompost in die torffreie Blumenerde oder auch ins Freiland dienen der Bodenverbesserung, sofern der Kompost gut durchgerottet ist und der Einsatz maßvoll erfolgt. Der relativ hohe Nährstoff- und Salzgehalt sowie der hohe pH-Wert sind dabei zu bedenken.

Lauberde selber herstellen – Extra

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Eine funktionierende Kreislauf- und Kompostwirtschaft ist ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Gartenbewirtschaftung, wie viele Kleingärtnerinnen und Kleingärtner sie betreiben. Dazu gehört beispielsweise auch die Herstellung von Lauberde. Mit dieser Kompostierung schafft man die Grundlage für eine humusreiche und samenfreie Topferde.

Das Herbstlaub eignet sich hervorragend für eine separate Kompostierung. Insbesondere leicht verrottbare Laubarten wie das der Obstbäume, der Hainbuche, der Birke, der Haselnuss, der Linde und auch des Ahorns verrotten zügig. Wie bei jedem Kompostierungsvorgang sollten ausreichend Luft und Wasser zur Verfügung stehen. Also nicht zu stark verdichten, aber auch nicht zu locker aufsetzen. Für eine optimale Verrottung sind immer wieder ein paar Handvoll reife Komposterde und ein feingemahlenes Gesteinsmehl sehr förderlich. Ein Zusatz von Rasenschnitt sorgt zudem für eine ausreichende Stickstoffversorgung der Mikroben.

Der aufgesetzte Kompost sollte am Ende abgedeckt werden, zum Beispiel mit einer Schicht Rasenschnitt. Ohne Umsetzen ist diese Lauberde nach einem Jahr fertig für die Nutzung. Zu viel Erdbeimischung ist in jedem Fall zu vermeiden, da es ein wesentlicher Vorteil dieser Komposterde ist, dass sie verhältnismäßig fremdsamenfrei ist. Falls man nicht die ganze Erde sofort verbraucht, ist eine Lagerung, zum Beispiel in alten Mülltonnen hilfreich.

Schwer kompostierbares Laub, wie zum Beispiel das der Eiche, sollte vor dem Aufsetzen einmal mit einem Korb-Rasenmäher zerkleinert werden, um die Oberfläche der Blätter zu vergrößern. Das zerkleinerte Eichenlaub, gemischt mit etwas Rindenmulch und Koniferennadeln, kann mit etwas Geduld (zwei Jahre) und einmaligem Umsetzen ein hervorragendes Substrat für Kultur-Heidelbeeren und alle Pflanzen werden, die einen niedrigen pH-Wert des Bodens bevorzugen.

Quellen und weiterführende Informationen

Webseiten:


Literatur:

  • Scheffer, F., Schachtschabel, P. u. a.: Lehrbuch der Bodenkunde. Verlag Ferdinand Enke, Stuttgart 1989.

Autor:

Ulrike Brockmann-Krabbe

Landesfachberaterin

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