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Käferkeller: Erfahren Sie, wie man der Wohnungsnot im Kleingarten begegnen kann.

© Stephan Grote

Seit einiger Zeit macht in Kleingärtnerkreisen der Begriff „Käferkeller“ die Runde. Viele ökologisch orientierte Gärtnerinnen und Gärtner sowie unsere Fachberaterinnen und Fachberater beschäftigen sich mit diesem Thema. Für unser Newsletter-Redaktionsteam ist das ein guter Anlass, den Käferkeller etwas näher zu beleuchten.

Kleine Käferkunde

Wer schon einmal die Gelegenheit hatte, Käfer aus der Nähe oder sogar unter dem Mikroskop zu betrachten, kann es bestätigen: Käfer sind faszinierend schön. Sie sind äußerst vielfältig, formenreich, bunt und schillernd. Meist sind sie sehr flink, dabei aber zugleich ökologisch wertvoll und überaus interessant.

Käfer (Coleoptera) gehören zur Klasse der Insekten und zur Unterklasse der Fluginsekten. Weltweit sind mehr als 380.000 Arten beschrieben, davon kommen rund 7.000 Arten in Deutschland vor. Ihr Formenreichtum und ihre Vielfalt sind beeindruckend. Käfer sind nahezu überall auf der Erde verbreitet. Sie besiedeln die meisten Lebensräume auf der Erde und sind in der Lage, nahezu alle organischen Nahrungsquellen zu erschließen, was auch uns Kleingärtnerinnen und Kleingärtnern zugutekommt.

In ihrem Entwicklungszyklus durchlaufen Käfer eine vollständige Metamorphose. Das heißt: Aus dem Ei entwickelt sich zunächst eine Larve, daraus eine Puppe und schließlich der uns bekannte, sechsbeinige Käfer. Er besitzt einen Kopf mit Fühlern, ein gut sichtbares Halsschild sowie einen Hinterleib, der von den harten Deckflügeln geschützt wird.

In Europa benötigen die meisten Käferarten etwa ein Jahr, um diesen Lebenszyklus von der Larve bis zum ausgewachsenen Käfer zu durchlaufen. Es gibt jedoch auch Arten, die mehrere Generationen pro Jahr hervorbringen, ebenso wie solche, deren Entwicklung sich über mehrere Jahre erstreckt.

Vom Nutzen der “Kellerkinder“

Schillernder Laubkäfer: Käferkeller schaffen im Kleingarten wertvolle Lebensräume für solche Nützlinge und stärken den natürlichen Nährstoffkreislauf. © Ondrej Prosicky - istockphoto

In unseren Gärten bevorzugen die hier vorkommenden Käferarten häufig Lebens- und Nistbereiche, die auch für andere totholz- und holzmulmbewohnende Tiere von Bedeutung sind. Dazu zählen etwa Hautflügler wie Bienen und Wespen, aber auch Amphibien sowie Pilze. Genau das macht entsprechend angelegte Käferkeller für uns Kleingärtnerinnen und Kleingärtner besonders interessant.

Käfer, ebenso wie die anderen „Kellerkinder“ und ihre Mitstreiter, sind wichtige Glieder der Nahrungskette und aus dem Nährstoffkreislauf unserer Gärten nicht wegzudenken. Je nach Art ernähren sie sich von Schnecken, Würmern, Raupen sowie von verschiedenen Insekten und deren Larven. Auch Aas und andere Fäulnisprodukte werden von Käfern abgebaut und so auf natürliche Weise „entsorgt“.

Zwar machen manche Käferarten auch vor Kultur- und Wildpflanzen nicht Halt, doch im Zusammen-spiel mit Pilzen, Bakterien und anderen Bodenlebewesen leisten sie einen entscheidenden Beitrag zur Zerkleinerung und Verarbeitung organischen Materials und sie bereiten so die Humusbildung vor.

Obwohl Käfer und ihre Larven mitunter massive Schäden an Pflanzen verursachen können, fressen und vernichten sie viele Schädlinge. Zudem bestäuben sie unsere Gartenpflanzen. Aufgrund ihrer vielfältigen, ökologischen Funktionen zählen sie zu den Nützlingen in unseren Gärten. Insbesondere in einem naturnahen Garten ist es wichtig, Nützlinge aller Art anzulocken und zu fördern. Damit kann die Biodiversität erhöht und das Ökosystem Garten stabilisiert werden. Mit einem Käferkeller kann man diesen vielfältigen Nützlingen das Leben in unseren Gärten zu erleichtern und im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft machen.

Käferkeller: Ein Raum für viele kleine Krabbler

© Stephan Grote

Was ist eigentlich ein Käferkeller?

Ein Käferkeller, in Österreich auch als Käferburg oder Käferlarvenburg bekannt, ist gewissermaßen ein feuchtwarmes, klimatisiertes Gästehaus und eine Kinderstube für Käfer sowie für andere nützliche Insekten, Tiere sowie zersetzende Pilze.

Der Aufbau ist vergleichsweise einfach und besteht im Wesentlichen aus einem Loch im Boden, das mit verschiedenen Arten von Biomasse, vorwiegend mit Totholz in verschiedenen Zersetzungsstadien gefüllt wird. Zusätzlich aus dem Erdreich herausstehendes Totholz vergrößert zudem die Standortvielfalt. So erhält man ein weitgehend frostfreies Habitat, also ein Lebens- und Nistbereich, in den sich die Tiere zurückziehen können. Richtig angelegt bietet der Keller mit seinem Klima und den verschiedenen Zersetzungsstadien von Holz und sonstigem organischen Material gute Entwicklungsmöglichkeiten für diverse Käferlarven und andere Organismen.

Wo und wie lege ich einen Käferkeller an?

Die Grube

An einem möglichst halbschattigen Gartenplätzchen wird optimalerweise ein ca. 60 cm tiefes und mindestens 1 m² großes Erdloch mit abgeflachten Rändern angelegt. Die Größe der Grundfläche kann natürlich in Abhängigkeit von der Gartengröße und dem Platzangebot variieren, ebenso wie die Grubentiefe, die zwischen 40 und 80 cm liegen kann. Wichtig ist, dass wir überhaupt die ökologische Vielfalt in unseren Gärten fördern, und diesbezüglich gilt wieder mal das bekannte Sprichwort: „Kleinvieh macht auch Mist“.

Bei wenig durchlässigem Boden empfiehlt sich der Einbau einer zusätzlichen wasserabführenden Schicht aus Tonscherben, Kies oder Sand im Bereich des Grubenbodens. Der Erdaushub kann in einem flachen, schützenden Wall um das Loch herum platziert werden.

Im Umfeld des Käferkellers ist zudem ein artenreiches Blütenangebot heimischer Wildpflanzen vorteilhaft. Kurz gesagt: Der Käferkeller kann, sollte und darf Teil der „Wilden Ecke“ (s. Infokaten) im Garten sein!

Arbeitsschritte zum Anlegen eines Käferkellers:

  1. Standort auswählen → halbschattig
  2. Grube bzw. „Keller“ ausheben → ca. 1 m², 60 cm tief, eventuell mit Drainageschicht (alte Steine, Tonscherben, Schotter, Kies u. Ä.)
  3. Ränder abflachen
  4. Käferkeller mit naturbelassenem organischem Material befüllen → stehendes und liegendes Totholz, Äste, Zweige, Holzhackschnitzel, Laub und anderes organisches Material in unterschiedlichen Verrottungsgraden und von heimischem Laub- und eventuell auch von Nadelholz einbauen
  5. mit trockenem Laub oder Stroh abdecken – neu: oder einen Teil des „Kellers“ mit alten Holzbrettern abdecken

Das Füllmaterial

Nach dem Aushub der Grube werden Abschnitte von Baumstämmen oder Ästen senkrecht in die Grube gestellt, sodass diese bis zu über einem Meter über das Erdreich herausstehen. Sie bieten später Stabilität, Kletterhilfe und sorgen für unterschiedliche Feuchtigkeits- und Klimazonen.

Die gesamte Kellergrube wird dann befüllt, wobei Folgendes zu beachten ist: Das Material zum Befüllen des Käferkellers sollte insgesamt von heimischen Pflanzen stammen und möglichst heterogen und vielfältig, aber nicht zu frisch sein, damit sich viele Insekten darin wohlfühlen. Zudem sollten wir uns beim Befüllen an den Vorlieben der Käfer orientieren, die überwiegend Laubholz unterschiedlicher Verrottungsgrade bevorzugen, jedoch auch schon mal Nadelholz annehmen. Holzstücke sowie kleinere und größere, frische und morsche Äste und Zweige werden mehr oder weniger waagerecht geschichtet eingebaut. Trockenes Laub und Rindenmulch bzw. Holzhackschnitzel (Schreddergut), etwas Sägemehl, Kompost oder Stroh eignen sich insbesondere als Material zum Auffüllen kleinerer Lücken zwischen dem stehenden und liegenden Totholz und ggf. zum oberflächlichen Abdecken der Grube. Diese sollte immer ausreichend gefüllt werden. Ggf. kann man auch mit einigen größeren, oben aufgelegten Zweigen oder Ästen die Oberfläche etwas stabilisieren oder den Keller damit umranden, was eine besondere optische Wirkung entfaltet.

Die Pflege

Aufgrund des Einbaus von frischem Holz ist so ein Käferkeller auf viele Jahre angelegt, und die Pflege beschränkt sich im Wesentlichen auf das Nachfüllen von kleineren Materialanteilen, sofern das ursprüngliche Material abgebaut oder zusammengesackt ist.

Die Wilde Ecke – Ein Stück Natur im Garten

© Stephan Grote

Eine „Wilde Ecke“ im Garten einzurichten bedeutet, den Mut zur Lücke im gepflegten Garten zu haben und diesen Mut zu zeigen. Hier dürfen und sollen viele Klein- und Kleinstbiotope, wie ein Komposthaufen, Wildbienennisträume, Vogelnistkästen, ein kleiner Steinhaufen, eine Wildstaudenlebensgemeinschaft mit Brennnesseln, Rainfarn oder Beinwell, einen Ort und Wuchsraum finden, natürlich auch der Käferkeller. Die Wilde Ecke wird durch die vielen Kleinstrukturen zu einer Biotopinsel im Garten und dadurch zu einem Schutz- und Vermehrungsraum für viele Tiere. Diese große Biodiversität sorgt für ein ökologisches Gleichgewicht im Garten, von dem vor allem viele Nützlinge profitieren.

Wichtige Merkmale der „Wilden Ecke"

  • Eine große Vielfalt von toten (Steinhaufen, Totholz etc.) und lebendigen Strukturen (Pflanzen und Tiere)
  • Unterschiedliche Bodenhöhen, kleine Hügel oder Senken sowie besonnte und beschattete Bereiche
  • Das Zulassen und Fördern von natürlicher Begrünung (viele einheimische Pflanzen!)
  • Möglichst wenige Eingriffe übers Jahr, lieber nur einmal im Jahr in den Wintermonaten intensiv aufräumen
  • Sogenannte umgebende Akzeptanzstrukturen, wie Schnitthecken, Zäune oder gemähte Streifen, grenzen den Bereich optisch von den intensiv genutzten Gartenräumen ab

Bewohner des Käferkellers

Typische Kellerkinder, die sich gerne im Untergeschoss unseres Gartens tummeln, sind diverse Käferarten und ihre Larven, die dort in Abhängigkeit von ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet vorkommen und zu beobachten sind. Besonders auffällig sind die seltenen und gefährdeten Hirschkäfer (Lucanus cervus), die eigentlich Waldbewohner sind, aber ebenfalls schon in Gärten gesichtet wurden. Ebenfalls sehr imposant sind die etwas häufiger vorkommenden Nashornkäfer (Oryctes nasicornis), die ebenso wie die Hirschkäfer einen mehrjährigen Entwicklungszyklus durchleben und die durch die Anlage von Käferkellern gefördert werden können. Die Larven des Nashornkäfers können Zellulose verdauen und ernähren sich von toten Holz- und Pflanzenfasern, während über die Ernährung der erwachsenen Tiere wenig bekannt ist. Wie viele Käfer sind die Nashornkäfer dämmerungs- und nachtaktiv.

Andere Arten sind z. B. Widderbock (Clytus arietis), Gebänderter Pinselkäfer (Trichius fasciatus) oder der sich immer weiter ausbreitende Trauer-Rosenkäfer (Oxythyrea funesta) sowie andere Rosenkäfer, verschiedene Laufkäfer (Familie Carabidae) und Kurzflügler (Familie Staphylinidae).

Neben den Käfern, zersetzenden Pilzen und Mikroorganismen findet man im Lebensraum Käferkeller aber auch diverse Spinnen, Holzwespen, Hundert- und Tausendfüßer, Asseln, Würmer, Amphibien wie Molche oder die behäbigen und nützlichen Erdkröten (Bufo bufo) und vieles mehr.

Der seltene Hirschkäfer findet im Kleingarten mit naturnahen Strukturen wie einem Käferkeller wertvolle Rückzugs- und Entwicklungsräume. © merlinpf - istockphoto

Ein Ort der Ruhe und des Beobachtens

Wer sich in seinem Garten mal ein wenig Ruhe und Muße gönnen und der Naturbeobachtung hingeben möchte, ist mit einem Käferkeller gut beraten. Aufgrund der Vielzahl der Bewohner ist so ein tiefer gelegter Lebensraum nicht nur ökologisch wertvoll, sondern er bietet auch Möglichkeiten für ausgiebige Naturbeobachtungen.


Quellen und weiterführende Informationen unter:

https://keep-it-gruen.de/kaeferkeller/
https://www.lbv.de/ratgeber/lebensraum-garten/strukturen-im-garten/kaeferkeller/
https://naturgarten.org/wissen/2024/01/12/der-kaeferkeller/
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%A4ferkeller

Autor:

Ulrike Brockmann-Krabbe

Landesfachberaterin

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