Amphibien im naturnahen Gartenteich fördern
©Laura Kurowski
Bedrohte Vielfalt: Unsere heimischen Amphibien zählen zu den am stärksten bedrohten Tiergruppen. Ihre geringe Mobilität macht sie besonders anfällig für den Verlust und die Zerschneidung ihrer Lebensräume. Jedes Jahr wandern sie zwischen Winterquartier, Laichgewässer und Landlebensraum. Ein Kreislauf, der zunehmend gestört wird.
Hauptursachen für den Rückgang sind die Zerstörung von Laichgewässern, die Trockenlegung von Auen und Feuchtwiesen, der Verlust von Hecken und extensivem Grünland, der Einsatz von Pestiziden sowie der Rückgang der Insektenvielfalt. Hinzu kommen die Folgen der Klimaerwärmung: Gewässer trocknen schneller aus, und die Wanderungen verschieben sich.
Kleine naturnahe Gartenteiche im Kleingarten
Durch die Anlage eines kleinen Gartenteiches und eine naturnahe Bewirtschaftung des Gartens können wir Amphibien im Kleingarten fördern. Gartenteiche können entscheidend zur Erhöhung der Artenvielfalt sowohl von Pflanzen als auch von Insekten und insbesondere auch von Amphibien beitragen.
Schon ein kleines Biotop im Garten kann die Biodiversität spürbar fördern.
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Wie sollte ein Gartenteich für Amphibien idealerweise gestaltet werden?
Im Frühjahr begeben sich die heimischen Amphibien auf ihre Wanderung vom Winterquartier zum Laichgewässer. Wenn sich bereits besiedelte Gewässer in der Nähe befinden, wird ein neu angelegter Teich meist schnell angenommen. Im Folgenden werden einige Aspekte genannt, die für die Gestaltung eines Gartenteichs, in dem sich Amphibien wohlfühlen sollen, wichtig sind. Gleichzeitig fördern diese Maßnahmen weitere Arten wie zum Beispiel Libellen oder andere Insekten, die wiederum die Nahrungsgrundlage der Amphibien bilden.
Einige Eckdaten zum Gartenteich
Naturnaher Folienteich im Kleingarten: gut für das Auge und Amphibien
©Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner
Zonen
Ein Teich sollte bereits bei der Planung in drei ökologische Zonen eingeteilt werden. Diese unterscheiden sich durch ihre Wassertiefe und den jeweiligen Pflanzenbewuchs – die Sumpfzone, die Flachwasserzone und die Seerosenzone (Tiefwasserzone). Für Amphibien sind insbesondere flache Ausstiege am Uferrand wichtig, damit die ausgewachsenen Tiere den Teich problemlos verlassen können.
Standort
Für den Teich sollte ein sonnig bis halbschattiger Standort ausgewählt werden. Der Teich sollte nicht vollständig beschattet sein. Besonders die Flachwasserzone braucht täglich 4–5 Stunden Sonne, damit sich das Wasser im Frühling schneller erwärmt und sich die Larven (bei Fröschen und Kröten Kaulquappen genannt) zügig entwickeln können.
Pflanzen
Vor allem heimische Wasser- und Sumpfstauden fördern die Insektenvielfalt im Teich, die wiederum als Nahrung für Amphibien dienen. Die Pflanzen werden zudem zur Eiablage genutzt, außerdem bietet der Pflanzenbewuchs Versteckmöglichkeiten für die Larven. Eine große Artenvielfalt – vom Rohrkolben bis zum Sumpf-Vergissmeinnicht – schafft auch eine hohe Strukturvielfalt.
Fischbesatz
Generell sollten in einen Amphibienteich keine Fische eingesetzt werden, da diese den Laich und die Larven fressen.
Der Gartenteich im Winter
Die meisten Amphibien überwintern in frostfreien Verstecken an Land. Einzelne Frösche und Molche überwintern jedoch auch im Schlamm des Gewässers. Damit der Teich im Winter selbst in frostreichen und kalten Gebieten, wie zum Beispiel in den Hochlagen des Sauerlandes, nicht vollständig durchfriert, sollte die tiefste Stelle bei der Anlage etwa 100 cm betragen. Eine zusätzliche Schlammschicht von rund 20 cm ergibt dann eine effektive Wassertiefe von 80 cm. Wichtig ist auch, dass eingetragenes Laub regelmäßig entfernt wird, damit überwinternde Amphibien nicht durch Fäulnisprozesse unter der geschlossenen Eisdecke gefährdet werden.
Die Landlebensräume
Naturnahe Gartenecke als Lebensraum für Amphibien.
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Das Leben der Amphibien (griechisch: amphi = „beide, doppelt“, bios = „Leben“) umfasst zwei Phasen: im Wasser und an Land. Im Laichgewässer entwickeln sich die Larven innerhalb mehrerer Wochen bis weniger Monate. Nach der sogenannten Metamorphose gehen die Jungtiere an Land. Dort benötigen sie geeignete Landlebensräume in der Nähe des Laichgewässers mit ausreichend Versteckmöglichkeiten und Nahrung, darunter Insekten, Würmer, Asseln, Schnecken und Spinnen. Auch die erwachsenen Tiere halten sich nach der Paarungszeit in den Landlebensräumen auf.
Arten wie die Erdkröte sind dabei nur kurzzeitig zum Laichen am Gewässer, andere – wie der Teichfrosch – bleiben bis zum Spätsommer dort. Der Landlebensraum im naturnahen Garten sollte „wilde Ecken“ aufweisen, in denen sich Amphibien verstecken können, zum Beispiel Totholz-, Schnittgut-, Reisig- oder Laubhaufen, Steinhaufen, Totholzriegel, Trockenmauern, Brombeergebüsche oder naturnahe Hecken. Generell ist eine hohe Struktur- und Pflanzenvielfalt im Garten wichtig.
Rasen- und Grasbereiche in der Nähe des Teiches sollten zumindest teilweise extensiv genutzt werden. So können kleine Altgrasstreifen oder überjährig ungemähte Flächen stehen bleiben. Insekten als Nahrungsgrundlage werden durch das Pflanzen heimischer Wildstauden oder das Einsäen einer Blühwiese gefördert. Außerdem sollte auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet werden.
Typische Arten im Gartenteich
Zu den sogenannten Frühlaichern, die bereits ab März an den Gewässern erscheinen, gehören Grasfrosch und Erdkröte. Diese Arten wandern schon kurze Zeit nach dem Ablaichen wieder ab. Molche sind sehr unauffällig; meist bemerkt man sie nur, wenn sie kurz an der Wasseroberfläche nach Luft schnappen. Auffälliger sind dagegen die Teichfrösche: Sie erscheinen später im Jahr, bleiben jedoch bis in den Spätsommer am Gewässer. Häufig sieht man sie am Ufer sitzen – und an warmen Tagen und Nächten hört man ihr lautes Quaken.
Erdkröte (Bufo bufo)
Die plump wirkende Kröte mit warzenreicher Haut bewegt sich eher krabbelnd wie eine Maus und ist bei vielen Menschen nicht besonders beliebt. Entgegen dem weit verbreiteten Irrglauben entstehen durch ihre Berührung jedoch keine Warzen.
Ab Ende Februar bis März wandert die Erdkröte massenhaft zu ihren Laichgewässern. Dort legt sie ihre Eier in langen Laichschnüren um die Unterwasservegetation. Kurz danach verlässt sie das Gewässer wieder und hält sich bevorzugt in Wäldern auf. Als eine der wenigen Amphibienarten verträgt sie einen Fischbesatz, da ihre Larven durch Schwarmverhalten und bitteren Geschmack kaum gefressen werden. Ausgewachsene Erdkröten können dazu beitragen, die Nacktschnecken-Population im Garten zu verringern.
Erdkröte mit brauner, warziger Haut.
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Grasfrosch (Rana temporaria)
Oberseits braun, braun-rot oder olivgrün gefärbt, ist der Grasfrosch der häufigste Vertreter der drei heimischen Braunfrösche – auch wenn seine Bestände stark zurückgegangen sind. Die Paarungsrufe sind leise und erinnern an ein dumpfes Knurren.
Als sogenannter „Explosivlaicher“ vollzieht er seine Fortpflanzungsphase meist innerhalb weniger Tage. Von März bis April legt er seine Eier in Form von Laichballen bevorzugt an besonnten, vegetationsreichen Ufern ab. Danach verlassen die erwachsenen Frösche das Gewässer rasch wieder. An Land nutzen sie vor allem extensive Wiesen, Saumbiotope, Gärten, Gebüsche und Wälder.
Grasfrosch am Gartenteich.
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Teichmolch (Lissotriton vulgaris)
Männchen tragen zur Paarungszeit einen auffallend gemusterten Rückenkamm, die Weibchen sind dagegen unauffällig hellbraun. Der Teichmolch ist die häufigste Molchart im Siedlungsraum und besiedelt vor allem kleinere Gewässer mit reicher Unterwasservegetation und zumindest zeitweise besonnten Ufern.
Für die Balz benötigen sie Flachwasserzonen mit klarem Wasser. Die Eier werden einzeln in Blätter oder Halme von Wasserpflanzen eingewickelt. Im Gewässer sind Teichmolche sowohl tagsüber als auch nachts aktiv; an Land verstecken sie sich tagsüber unter Steinen oder Totholz und kommen nur in warmen, feuchten Nächten hervor.
Teichmolch mit Rückenkamm zwischen Wasserpflanzen.
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Bergmolch (Ichthyosaura alpestris)
Zur Paarungszeit fallen die Männchen mit bläulichen Flanken, schwarzen Flecken und leuchtend orange Bauchseite auf. Die Art ist weit verbreitet, kommt in der norddeutschen Tiefebene jedoch nur zerstreut vor. Im Gegensatz zum Teichmolch besiedelt der Bergmolch nicht nur halboffene Landschaften, sondern auch schattige Waldgewässer sowie höhere Mittelgebirgs- und Berglagen.
Bergmolch mit blauen Flanken und orangefarbener Bauchseite im Wasser.
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Teichfrosch (Pelophylax esculentus)
Der Teichfrosch ist weit verbreitet und anpassungsfähig, weshalb er an vielen Gartenteichen zu finden ist. Die Art ist ein fortpflanzungsfähiger Hybrid aus dem Kleinen Wasserfrosch
(P. lessonae) und dem Seefrosch (P. ridibundus).
Die Paarungszeit liegt vergleichsweise spät im Mai und Juni. Bevorzugt werden ganzjährig wasserführende, naturnahe Gewässer. Dort sonnen sich die Tiere gerne am Uferrand und gehen auf Nahrungssuche. Bei Gefahr springen sie ins Wasser und verstecken sich im Schlamm.
Teichfrosch am Gartenteich zwischen Wasserpflanzen.
©Laura Kurowski
Besonderheiten im naturnahen Gartenteich
Kammmolch und Laubfrosch sind in Gartenteichen eher selten anzutreffen, da sie besonders hohe Ansprüche an ihren Lebensraum stellen. Beide Arten sind streng geschützt und in NRW gefährdet bzw. stark gefährdet. Da ihre Larven im Freiwasser schwimmen (pelagisches Verhalten), sind sie besonders empfindlich gegenüber Fischbesatz.
Nördlicher Kammmolch (Triturus cristatus)
Der Kammmolch lebt in halboffenen Landschaften des Tief- und Hügellandes. Ideale Laichgewässer sind mittelgroße bis größere Teiche von mindestens 0,5 m Tiefe, mit reicher Unterwasservegetation, besonnten Uferzonen und einer Freiwasserfläche.
Als Landlebensraum nutzt er angrenzendes Extensivgrünland, Säume, Hecken und Wälder. Mit bis zu 20 cm Körperlänge ist er die größte heimische Molchart. Die Männchen tragen zur Paarungszeit einen hohen, gezackten Rückenkamm und wirken wie kleine Wasserdrachen. Die Bauchseite ist leuchtend orange mit schwarzen Flecken.
Nördlicher Kammmolch mit gezacktem Rückenkamm und orange gefleckter Bauchseite im Wasser.
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Europäischer Laubfrosch (Hyla arborea)
Der Laubfrosch ist stark gefährdet. Obwohl seine Rufe zu den lautesten unter den heimischen Amphibien zählen, ist es ein Glücksfall, wenn er einen Gartenteich besiedelt.
Der kleine, grasgrüne Frosch ist mit seinen „Saugnäpfen“ an Fingern und Zehen ein ausgezeichneter Kletterer. Auf dem Weg zu seinen Laichgewässern legt er zum Teil weite Strecken zurück. Er bevorzugt reich strukturierte Landschaften mit mehreren, in Wiesen und Weiden eingebetteten Kleingewässern.
Im Sommer hält er sich in seinen Landlebensräumen auf – insektenreiche Hochstaudenfluren, Gebüschsäume, Hecken und naturnahe Waldränder. Häufig sitzt er auf Blättern, etwa von Brombeeren, und sonnt sich, manchmal klettert er sogar bis in die Baumkronen.
Europäischer Laubfrosch auf einem Grashalm.
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Amphibien sind faszinierende Mitbewohner im Kleingarten. Mit vergleichsweise kleinen Maßnahmen wie einem naturnah gestalteten Teich, wilden Ecken und dem Verzicht auf Chemie können wir ihnen wertvolle Lebensräume schaffen. Jeder noch so kleine Beitrag stärkt die bedrohte Vielfalt und macht den Garten lebendiger, artenreicher und widerstandsfähiger. Wer Amphibien im Kleingarten fördert, leistet nicht nur einen Beitrag zum Schutz dieser bedrohten Artengruppe, sondern verwandelt auch den eigenen Garten in eine wunderschöne kleine Naturoase.