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Neuer Lernraum, neue Ideen: Park „Alte Ziegelei"

©Hannah Wolf 

Die Nordseite blüht auf: Im Lehr- und Lerngarten der Landesschule entsteht derzeit ein neues Projekt, das beispielhaft zeigt, wie Bildung, Ökologie und praktische Gartenkultur ineinandergreifen können. Die neu gestaltete Fläche auf der Nordseite der Landesschule verbindet nachhaltige Gartengestaltung, Wasserrückhaltung und Artenvielfalt auf überzeugende Weise.

©Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner

Warum wir darüber berichten? Weil hier ein lebendiges Lernfeld entsteht: für Fachberaterinnen und Fachberater ebenso wie für alle, die sich für die Zukunft ökologisch gestalteter Gemeinschaftsflächen interessieren. Dieses Projekt zeigt, wie Kleingartenwissen und nachhaltige Landschaftsgestaltung gemeinsam wirken können.

Von der Rasenfläche zum Lernort für Artenvielfalt

Im August 2025 begannen die Garten- und Landschaftsbauarbeiten auf der Nordseite der Landesschule. Mitte September verließen die Gärtner die Fläche und hinterließen uns einen neuen, beeindruckenden Garten oder kleinen Park, der sowohl für die Besucherinnen und Besucher des Parks Alte Ziegelei eine deutliche Aufwertung des Gesamtensembles darstellt. Zudem bietet er für unsere Landesschule die Möglichkeit, die Lehre, vor allem in Bezug auf die Gestaltung von Gemeinschaftsflächen, durch praktische Beispiele deutlich zu erweitern und zu ergänzen.

©Stephan Grote
©Stephan Grote

Seit dem Aufbau der Landesschule wird die Fläche regelmäßig als Rasenfläche bewirtschaftet und gepflegt. Das bedeutet: Sechsmal im Jahr wird die Fläche mit einem Aufsitzrasenmäher gemulcht, also gemäht und der Schnitt liegen gelassen. Diese optisch triste und ökologisch wenig wertvolle Fläche begleitete die Landesschule fast dreißig Jahre lang – man hatte sich daran gewöhnt. Die Überlegungen, diese Fläche umzugestalten, begannen erst mit den Planungen zur gärtnerischen und ökologischen Entwicklung des gesamten Parkstandortes als Vorbereitung auf die Internationale Gartenausstellung (IGA) 2027.

Gemeinsames Projekt von Stadt und Landesschule

Bereits seit 2024 unternimmt die Stadt Lünen Maßnahmen, um den Park Alte Ziegelei für Besucherinnen und Besucher wieder attraktiver zu gestalten. Dies beinhaltete zunächst, alte Strukturen wiederherzustellen und aufzuräumen. Begonnen wurde mit dem Roden und kräftigen Rückschnitt von Sträuchern, Wege wurden saniert, und die Park- sowie die hochstämmigen Obstbäume wieder in die Pflege genommen. Insbesondere für die Obstbäume übernahm die Landesschule in den vergangenen Jahren bereits einen Großteil der Wiederherstellungsschnitte.

Neben diesen Maßnahmen und Überlegungen der Stadt kam aus Sicht der Landesschule – insbesondere nach den Erfahrungen mit Starkregenereignissen in den vergangenen Jahren – die Idee hinzu, eine Versickerungsfläche zu schaffen. Diese soll Regenwasser auffangen, bevor es in größeren Mengen das Gebäude der Landesschule erreicht und dort Schäden verursacht.

Beide Überlegungen und Maßnahmen zusammengeführt, entstand der Gedanke, auch die Rasenfläche an der Nordseite der Landesschule vollständig neu zu planen und dabei alle aktuellen Ideen mit einer ökologischen Aufwertung der Fläche zu verbinden. Voraussetzung war aus Sicht der Landesschule, dass kein neuer Ziergarten mit Stauden und Blumenbeeten entstehen sollte. Vielmehr sollte die Fläche 1. der Wasserrückhaltung dienen, um das Gebäude zu schützen, und 2. beispielhaft Wiesenflächen mit Obstbäumen zeigen, die als Vorbild für eine ökologisch wertvolle Gestaltung und Strukturierung von Gemeinschaftsflächen in Kleingartenanlagen dienen können.

„Bei der Neugestaltung war uns sehr wichtig, den Bereich an der Landesschule so zu gestalten, dass er sowohl Aufenthaltsqualität als auch Lernmöglichkeiten im Freien bietet. Unterschiedliche Lebensräume stehen hier bewusst nebeneinander – so wird der Park nicht nur optisch aufgewertet, sondern auch lebendiger und vielfältiger.“

(Hannah Wolf, Landschaftsplanerin, Stadt Lünen – Fachbereich Stadtgrün)

Die Stadt Lünen übernahm die Planung und konnte aus den Mitteln, die für die Sanierung des Parks vorgesehen waren, einen Großteil der Arbeiten finanzieren. Die Landesschule stellte unter anderem die Steine für die neu errichteten Trockenmauern am zentralen Platz zur Verfügung.

©Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner
©Landesverband Westfalen und Lippe der Kleingärtner

Neue Lebensräume für Pflanzen, Tiere und Lernende

Konkret entwickeln sich an diesem neuen Standort in den kommenden Jahren verschiedene, für die Natur hochwertige Wiesenflächen: auf dem Hügel mit seinen trockeneren, magereren Bodenverhältnissen eine sogenannte Magerwiese und auf den feuchteren Böden eine Feuchtwiese. Diese beiden Wiesengesellschaften schaffen eine besonders große Pflanzenartenvielfalt, die wiederum zahlreichen Insekten Lebensraum bietet. Mit einer einmaligen, maximal zweimaligen Mahd wird diese biologische Vielfalt langfristig erhalten.

Begleitend wird eine Vielzahl von hoch- und halbstämmigen, großkronigen Obstbäumen gepflanzt. Geplant ist die Pflanzung einer Obstsorte aller gängigen Obstarten. Selbstverständlich wird auch eine Sortenbeschilderung vorgenommen. Zur IGA 2027 ist das Ziel, für die Besucherinnen und Besucher einen vollständigen Obstbaum-Lehrpfad einzurichten. Vom alten Nordgarten mit seinen schwachwüchsigen Obstbäumen ausgehend, entsteht so eine Verbindung zu den neu gepflanzten Obstbäumen und zu den alten, reichtragenden Hochstämmen aus der Landesgartenschau Lünen 1996. Kleine, lineare Biotopstrukturen wie eine Flechtzaunhecke begleiten die Obstbäume. Vielleicht findet auch noch eine Kopfweide ihren Platz auf der neuen Fläche.

©Stephan Grote
©Stephan Grote

Auf dem Gelände bietet sich zudem die Möglichkeit, die in den Gärten verteilte Vielfalt an Wildobstsorten durch eine kleine Sammlung klimaresilienter Arten und Sorten, vor allem der Apfelbeeren (Aronien) und Felsenbirnen (Amelanchier), zu ergänzen. Im Zuge der Umsetzung entstand schließlich die Idee, auch Platz für einen neuen Bienenstand zu schaffen. Von dem konsequenten Ansatz, keine pflegeintensiven Gartenflächen zu gestalten, wurde durch diese beiden Elemente etwas abgewichen. Langfristig wird uns jedoch besonders der Platz für größere Schülergruppen am neuen Lehrstandort für Honig- und Wildbienen während der Ausbildung der Fachberaterinnen und Fachberater deutlich besser dienen als das alte Bienenhaus.

Wir bleiben dran und berichten
über die nächsten Schritte auf dem Weg zu einem lebendigen Lehrgarten.

Autor:

Stephan Grote

Hauptamtlicher Fachberater

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