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Stadtverband Dortmunder Gartenvereine e. V. 

GV. "Buschmühle"

Fünfte Ausstellung „Kunst-Rasen“ verbindet Gärten mit Kreativität

Zum Thema „Nacktschnecken“ schafft Künstlerin, Steffi Breimann die Illusion von dreidimensionalen römischen Skulpturen.

Der GV. „Buschmühle“, idyllisch gelegen in der Nähe des Rombergparks, ist schon außergewöhnlich. Nirgendwo sonst in Dortmunds Gartenanlagen treffen so viele Kreative und künstlerisch Schaffende aufeinander und inspirieren sich gegenseitig.
Auch in diesem Jahr ist es dem Orga-Team des Gartenvereins - Renate Gaßmann (Vorsitzende), Regine Anacker (Pressearbeit), Ingrid Lacher, Claudia Terlunen, Daniela Dreyling und Carsten Kleffmann - gelungen, eine ganz besondere Ausstellung, die fünfte ihrer Art in einem Turnuswechsel von drei Jahren, auf die Beine zu stellen.
20 Künstlerinnen und Künstler stellten unter dem Motto „nassgrün“ und dem von Karsten Kleffmann gestalteten Symboltier der „gefräßigen Schnecke“ in 14 Gärten ihre Arbeiten zur Schau. Mit dem Wetter hatten alle Beteiligten in diesem verregneten Sommer trotz des Mottos echt Glück. Es war angenehm warm und die Sonne gab ihr Bestes.
Dabei sollten die künstlerischen Arbeiten aus den verschiedensten Sparten der bildenden Kunst mit dem Naturraum Garten eine symbiotische Verbindung eingehen, sich gegenseitig ergänzen, aber auch irritieren oder zum Nachdenken anregen.

Im Garten der Künstlerin Claudia Terlunen konnte man ihre Kunst aus verfremdeten Ästen und florale Windspiele mit Samen, die verwehen, bewundern. Karsten Kleffmann zeigte das Gerippe eines Regenschirms.
Johanna Gödert fotografierte Grünpflanzen in ihrem Garten und versah sie mit einem runden Passepartout. So waren erstaunlich viele Grüntöne, Strukturen und Blattformen zu entdecken.
Einen Zaubergarten mit knallbunten Ranken, Fruchtständen und Pilzen erschufen Anne Jannick und Sabine Held.
Bühnenbildnerin Tabea Sieben gestaltete aus Draht, Rattan und Metallfolie sich im Wind bewegende filigrane Mobiles, die Lichtreflexe erzeugen.

Mit großem Getöse wurde das Publikum zu einer Performance eingeladen. - Thema war Bert Brechts Gedicht vom faulen „Fisch Fasch“ mit seinem weißen „Asch“. - Die fischigen Schuppentiere fanden sich sowohl im reich geschmückten Garten als auch in den Kostümen der Künstlerinnen wieder. Während Regine Anacker und Katrin Osbelt das Gedicht zum Besten gaben, druckte das schwarze Einhorn (Gudrun Kattke) mit seinem „weißen Asch“ Abdrücke auf schwarzen Karton, die später zu Grafiken vervollständigt wurden.

Im Garten gegenüber lud das Soundpicknick der Künstlerin Silvia Liebig zum Relaxen ein. Mit einer Naschtüte und einem Getränk gut versorgt an einem lauschigen Plätzchen konnte man über Kopfhörer den Wünschen von 72 sehr unterschiedlichen Menschen lauschen. Sehr anregend, um über eigene Wünsche und Ziele nachzudenken.
Eher verstörend wirkten die Arbeiten des Fotografen Hendrik Müller aus seiner Serie „Plastik-Mensch“, die unsere Beziehung zu Öl, Plastik und Natur zum Thema haben. Ein mit schwarzer Plastikfolie umwickelter Mensch findet sich in zerstörten Szenerien wieder, für deren Ursache er durch seinen Konsum selbst gesorgt hat. Dabei stehen die ästhetischen Bilder im krassen Gegensatz zur Aussage.
Ein Eyecatcher waren auch die farbenfrohen, formschön gestalteten Tonplastiken von Susanne Vieler-Ernst.
In der Graskarpfen-Show von Almut Rybarsch-Tarry konnten die Gäste viele verschiedene Karpfen mit Charakter entdecken. Die aus Draht gewickelten zarten Gebilde stellen verschiedene Arten dar, wie zum Beispiel den Glaskarpfen, dessen Schuppenkleid aus kleinen Spiegelstücken besteht. Die Künstlerin findet, dass Fische in diesem verregneten Sommer auch auf einer Wiese schwimmen können.
Das Thema „Nacktschnecken“ hat sich Künstlerin Steffi Breimann zu Herzen genommen. Sie erschafft die Illusion von nackten dreidimensionalen römischen Skulpturen, obwohl diese nur gemalt an einer durchsichtigen Gaze befestigt hängen. In ihrer Illusionsmalerei geht es um Dreidimensionalität und Transparenz. Das Material dagegen bleibt ihr Geheimnis.

Zwei Objekte von Künstlerin Sabine Held korrespondieren mit einer Kardendistel.

Zarte Blüten- und Pfützenbilder gestaltet Ingrid Lacher. Ihre Fotoarbeiten korrespondieren mit den üppig wachsenden Pflanzen in ihrem Garten - vermeintlich Unspektakuläres in filigranen Gestaltungen. Hier finden sich auch zarte, puristische, aus Pappmachée geformte menschliche Skulpturen der Bildhauerin Claudia König. In ihren Figuren zeigt sie Charaktereigenschaften und unbewusste Wünsche des Menschen - sozusagen kurze Momentaufnahmen. Außerdem waren ihre hübschen kleinen, roten „Krabbeltiere“ zu Gast.
Holzstücke, Gebrauchsgegenstände aus Naturmaterialien und Federn inspirieren Gudrun Mon Alvarez zu ihren Kunstwerken, die sich plötzlich in eine Person oder ein Tier verwandeln.
Auf Grundformen reduziert und an den Kubismus erinnernd sind die Figuren von Stefanie Becker. Zart und manchmal ein wenig verloren träumen sie in Sträuchern und Stauden oder nehmen ein Sonnenbad auf einem Stück Holz.
Seit 1993 gibt es die alle zwei Jahre erscheinende Zeitschrift ARTIC. Andreas Drewer, der beim KunstRasen mit einer Videoarbeit vertreten war, rief das Projekt damals zusammen mit befreundeten Philosophen, Germanisten und Künstlern ins Leben. Grundlage für jedes Magazin ist ein Wort, wie zum Beispiel „eigen“, dessen doppelbödige Bedeutung man genauer beleuchten möchte. Daraus ergeben sich erstaunliche Texte, Gedichte, Bilder und Grafiken. Besonders sind auch die Umschläge, die aus den unterschiedlichsten Materialien aufwendig in Handarbeit gestaltet werden. Echt lesenswert.

Fazit: Wer diese außergewöhnliche Kunstausstellung nicht besucht hat, hat etwas verpasst.

Fotos u. Text: Bea Wild